Poetik der Oberfläche. Die deutschsprachige Popliteratur der 1990er Jahre
Universität Hamburg
Ringvorlesung am Institut für Germanistik II und im Allgemeinen Vorlesungswesen
Sommersemester 2009
Koordination: Olaf Grabienski, Till Huber, Jan-Noël Thon
Zeit und Ort: Montags 18-20 Uhr, Phil-Turm, Hörsaal D
Beginn: 06.04.2009
Die Ringvorlesung bietet eine Bestandsaufnahme aktueller Ergebnisse der noch jungen Forschung zur sogenannten Popliteratur. Dabei soll es um eine differenzierte Begriffsbestimmung und literaturgeschichtliche Verortung dieser zunehmend kanonisierten Strömung der deutschsprachigen Literatur gehen, die seit der Jahrtausendwende verstärkt zum Gegenstand der germanistischen Literaturwissenschaft geworden ist.
Es steht außer Frage, dass Autoren und Autorinnen wie Joachim Bessing, Rainald Goetz, Alexa Henning von Lange, Christian Kracht, Joachim Lottmann, Thomas Meinecke, Elke Naters, Andreas Neumeister, Eckhart Nickel, Ingo Niermann und Benjamin von Stuckrad-Barre dem Projekt einer Popliteratur in den 1990er Jahren mehr oder weniger eng verbunden sind. Die Begründung dieser Zugehörigkeit etwa aus Gemeinsamkeiten zwischen den Autor/innen oder ihren Texten gestaltet sich jedoch nicht unproblematisch. Neben einer auffälligen Unterzahl von Autorinnen scheint ein gemeinsames Merkmal der Genannten in ihrer medialen wie literarischen Selbstinszenierung zu liegen. Vor diesem Hintergrund wird es in der Vorlesung – etwa im Kontext von Dandyismus, Camp-Ästhetik oder 'Gender Theory' – um die Performativität popliterarischer Autorinszenierungen gehen.
Über die Beschäftigung mit autorbezogenen Fragen sollen allerdings die typischen Merkmale der als Popliteratur bezeichneten Gruppe von Texten nicht vergessen werden: Lassen sich erzählerische Besonderheiten aufzeigen? Wie verhält sich Popliteratur zu Popmusik? Welche Rolle spielt Intertextualität als konstituierendes Schreibverfahren? Schließlich sollen die unterschiedlichen Kontexte berücksichtigt werden, in denen Popliteratur geschrieben, vertrieben und gelesen wird. Hier wäre etwa zu fragen, inwiefern popliterarische Texte die Spannungsverhältnisse zwischen Kunst und Markt, zwischen Fakt und Fiktion, oder zwischen unterschiedlichen Kulturen in einer globalisierten Welt thematisieren.